Predigt
heißt die eigentümliche Art der verkündigenden Rede im Gottesdienst. Das Wort Predigt bezeichnet seiner Herkunft aus dem Lateinischen nach die Öffentliche Rede. Inhalt und Schwerpunkt der Predigt soll einer der drei biblischen Lesungstexte der Liturgie sein. Die Predigt hat die Aufgabe, das biblische Wort in seiner Bedeutung und Herausforderung für heute und für die anwesenden Zuhörer zu erschließen. Ort der Predigt ist der Ambo (Rednerpult). Im verkündigten Wort, so glauben wir, spricht Christus selbst uns an.
Dritter Advent – Joh 1,6-8.19-28
Priester und Leviten fragen nach der Autorität des Johannes. Wenn einer predigt und tauft, muss er dazu doch ermächtigt sein. Johannes tat beides – predigen und taufen – aber wer war er: Der Messias? – Nein! Elija? – Nein! Der Prophet der Endzeit? – Nein! Wer bist du… Priester und Leviten fragen nach der Autorität des Johannes. Wenn einer predigt und tauft, muss er dazu doch ermächtigt sein. Johannes tat beides – predigen und taufen – aber wer war er: Der Messias? – Nein! Elija? – Nein! Der Prophet der Endzeit? – Nein! Wer bist du dann? Johannes antwortet mit einem Zitat aus der Überlieferung des Propheten Jesaja (vgl. Jes 40,3): Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn! Der, den die Stimme ankündigt, ist schon da. Nur die Leute kennen ihn nicht! Sie sind blind, taub! Unerkannt lebt der Verheißene in seinem Volk: Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt! Den ihr nicht kennt Wenn ich diese Episode lese, überkommt mich der Eindruck, es war damals so wie es heute ist: Die Menschen bereiten Weihnachten vor, sie tun das ausgelassen und fröhlich, geschäftstüchtig und hektisch, laut und mit vielen Lichtern und es einem vor wie damals: Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt! Unter dem prachtvollen Weihnachtsbaum vor dem Königsbau steht eine Krippe mit mannshohen Figuren, kaum jemand nimmt davon Notiz. Ich sehe Leute unter dem Baum ihre Asia-Box ausessen, an der Krippe wird man von der Masse wenigstens nicht weitergeschoben. Man kann sich aber gut mit dem Rücken anlehnen und ein wenig Trockenheit und Verlangsamung erleben. Die weihnachtliche Szene ist eigentlich deplatziert. Ich glaube, dass wir alle, die Stimme des Rufers in der Wüste sein müssen, die ruft: Mitten unter euch steht der, den ihre nicht kennt! Bereitet ihm den Weg! Das braucht heute andere Formen, aber es braucht das Zeugnis und das Wort der Gläubigen: Weihnachten ist mehr alles das, was Menschen zum Fest inszenieren. Gott und Mensch werden einig. Der Mensch kann Gottes Geheimnis im Menschen finden und berühren. Transzendenz Nach der Vorstellung der Erstkommunionkinder hier im Gottesdienst haben wir im Elterngespräch über die Frage gesprochen: Ist es in Ordnung, den Kindern zu sagen, dass das Christkind die Weihnachtsgeschenke bringt? Ist das falsch, ist das kitschig, ist das gelogen? Ich würde es auch so sagen: Das Christkind bringt die Weihnachtsgeschenke! In diesem Wort ist wenigstens die Verbindung zwischen dem Erleben der Kinder und dem Geheimnis des Glaubens ausgedrückt. Erleben von Transzendenz, Erleben von Güte, Erleben von Überraschung und Fest. Selbstverständlich wird jedes Kind einmal merken, dass Mama und Papa die Geschenke unter den Weihnachtsbaum legen. Und ich würde den Kindern sagen: Ja, das Christkind ist in uns, im Namen des Christkinds legen wir die Geschenke für dich unter den Baum. Die Verbindung muss bleiben: Was wir hier feiern, ist Ausdruck von Gottes Zuwendung zu uns, Ausdruck seiner Menschwerdung für uns! Hörst du die Stimme? Weihnachten ist aus den unterschiedlichsten Gründen für die meisten Menschen in unserem Kulturkreis wichtig; auch denen, die unterm Jahr mit Christentum und Religion nichts anzufangen wissen. Weihnachten ist das Fest, an dem die meisten Menschen immer noch mit dem Transzendenten in Verbindung sind, egal ob ihnen das bewusst ist oder nicht. In der Erinnerung vieler Menschen ist Weihnachten präsent geblieben als die erstmalige Verkostung von Transzendenz. Also das Gewahrwerden, dass Leben und Zusammensein umfangen sind von der Großzügigkeit des Himmels, von einem Glanz, von einer Zuwendung zu uns, die stärker und größer ist als das, was wir Menschen vermögen. Dafür dürfen wir Stimme und Zeugen sein! Der Dichter Uwe Kolbe hat zur Frankfurter Buchmesse ein Gedichtbändchen veröffentlicht mit dem schlichten Titel Psalmen. Im Vorwort schreibt er dazu: Dies sind Psalmen eines Heiden, der Gott verpasste, weil keiner bei dem Kinde ging, der sagte, hörst du die Stimme? Das ist, glaube ich, unser aller Auftrag, in diesem weihnachtlichen Rummel einander darauf hinzuweisen: Hörst du die Stimme? Uwe Kolbe, Psalmen. Frankfurt am Main 2017. S.7f © Anton Seeberger